„Selbstverwirklichung ist ein lebendiger Prozess, der auch Pausen, Fehler und Wandel erlaubt.“ Annka Dangmann

Wie Annka Dangmann zwei Welten vereint - zwischen Konzernjob, Klangarbeit und dem Mut, sich neu zu spüren.

Was passiert, wenn man beginnt, den äußeren Erfolg zu hinterfragen – und stattdessen dem inneren Ruf folgt? Annka, Führungskraft bei BMW und gleichzeitig Yoga- und Sound-Healing-Lehrerin, erzählt im Interview von ihrem Weg durch berufliche Höhen, private Brüche und die Entscheidung, neue Räume zu betreten.

Zwischen Teilzeit, Shared Leadership, Elternzeit und Klangschalen hat sie gelernt, nicht nur zu funktionieren, sondern zu fühlen. Sie spricht über das Loslassen alter Vorstellungen von Erfolg, über Mikro-Momente der Achtsamkeit im Alltag und über das Brückenbauen zwischen der Welt der KPIs und der Welt der inneren Stille.

Ein Gespräch über Selbstverwirklichung, neue Lebensphasen – und darüber, wie viel Kraft darin liegt, sich nicht für eine Rolle entscheiden zu müssen.


Was bedeutet für dich persönlich “weniger ist mehr”? Gab es einen Moment, in dem du das ganz klar gespürt hast?

„Weniger ist mehr“ heißt für mich: Raum schaffen. Nicht zehn Dinge gleichzeitig, sondern eines richtig. Nicht überall dabei sein, sondern wirklich da sein. Das habe ich im Lockdown besonders gespürt – als der Kalender leer war, die Welt stiller wurde. Weniger Optionen, weniger Kontakte, aber dafür mehr Ruhe, mehr Spontanität und echte Präsenz.


Du hast dich bewusst für Teilzeit entschieden, um Raum für andere Dinge zu schaffen. Was ist dadurch in dein Leben gekommen?

Aus einer sehr linearen, kopflastigen Arbeitswelt kommend, hat mir der Schritt in die Teilzeit erlaubt, mehr Raum für mein Herz zu schaffen. Dadurch ist mehr Selbstwirksamkeit, Kreativität und Sinn in mein Leben gekommen. Ich erlebe eine direkte Verbindung zwischen meinem Einsatz und dem Ergebnis – etwas, das in großen Unternehmensstrukturen oft verloren geht. Besonders erfüllend ist für mich, dass ich Räume und Formate gestalten kann, in denen Menschen Ruhe und Verbindung finden - mit sich selbst und mit anderen. Das berührt mich zutiefst und gibt meinem Tun Sinn.




Was hast du durch deinen inneren Wandel über Leistung, Erfolg und Sinn gelernt?

Lange Zeit habe ich Leistung und Erfolg an äußeren Maßstäben und gesellschaftlichen Erwartungen gemessen. Doch als mein Leben durch eine Trennung erschüttert wurde, geriet auch mein Wertesystem ins Wanken. Plötzlich gab mir nichts davon Halt. Eine große Beförderung, auf die ich lange hingearbeitet hatte, fühlte sich leer an. Das ersehnte Gefühl von Ankommen und Ruhe blieb aus. Ich erkannte, dass viele dieser Ziele gar nicht wirklich meine waren – sie kamen von außen, nicht aus mir selbst.

Heute bedeutet Erfolg für mich, morgens mit klarem Geist und dankbarem Herzen aufzuwachen. In meinem Körper zu Hause zu sein – ein Gefühl, das ich nach Schwangerschaft und Stillzeit erst wieder neu finden durfte. Und ein Leben zu führen, von dem ich keine Pause brauche.

Sinn entsteht für mich, wenn unsere Ausrichtung von Innen kommt – und der Weg dorthin uns nährt, erfüllt und im Einklang mit uns selbst ist.



Wie können wir in einem fordernden Alltag – ob im Job, mit Kind oder einfach im Sommertrubel – kleine Oasen schaffen, die nähren statt erschöpfen?

Ich bin ein sehr offener Mensch. Das führt zu vielen schönen, aber auch manchmal anstrengenden Erfahrungen – denn nicht jeder kann mit Ehrlichkeit umgehen.

Ich bin irgendwie in diese Insta-Bubble gerutscht, und es macht mir super viel Spaß, weil ich ein sehr visueller Mensch bin, Geschichten liebe und gerne teile. Aber vieles, was dort gezeigt wird – oder eher: was nicht gezeigt wird – ist einfach ganz ungesund für unsere Psyche. Der ständige Vergleich. Dadurch, dass ich viele Menschen in der Bubble seit Jahren gut kenne, sehe ich ja auch, was hinterm Handy los ist. Und das ist einfach alles wie bei jedem anderen Menschen auch.

Wir haben alle unsere Probleme, unsere Themen und Konflikte. Für mich gehört es dazu, das auch mal zu thematisieren. Das macht mein Leben ja nicht weniger ästhetisch oder schön – es ist einfach so. Und ich finde so viel Inspiration auch auf Insta – es ist vielschichtig.

Klar, macht es auch verletzlich, sich da zu zeigen. Aber ich hab mittlerweile auch genug an mir gearbeitet, um zu wissen: Wenn Menschen sich z. B. nicht für mich freuen können, liegt es meist daran, dass sie sich nicht an ihrem eigenen Leben oder ihrer eigenen Lebenslage erfreuen können. Da hab ich dann eher Mitgefühl. Wenn man in der Öffentlichkeit ist, wird man zur Projektionsfläche. Das muss man wissen – dann kann man vieles besser einordnen.

Heute bedeutet Erfolg für mich, morgens mit klarem Geist und dankbarem Herzen aufzuwachen. In meinem Körper zu Hause zu sein.


Was wünschst du dir für dich selbst – und vielleicht auch für andere Frauen – wenn es um das Thema Selbstverwirklichung in mehreren Lebensbereichen geht?

Ich wünsche mir, dass wir uns erlauben den Druck rauszunehmen, liebevoll auf unseren Weg schauen und Selbstverwirklichung als einen lebendigen Prozess verstehen, der auch Pausen, Fehler und Wandel erlaubt. Einen Prozess, der Zeit braucht – und vielleicht nie abgeschlossen ist, weil Wachstum nie aufhört.

Vielen Dank für das schöne Interview, liebe Annka! Wir sind so inspiriert von deinem Weg - und freuen uns schon aufs nächste Sound Bath mit dir. Folgt Annka auf Instagram, um mehr über ihre Liebe zu Yoga und Sound zu erfahren.

Fotos: Julie Zimmermann

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